Elektrische Antriebe und Energiesysteme 2026
19.05.2026 – 20.05.2026 – Frankfurt am Main, Deutschland
Nachhaltig und elektrifiziert in die Zukunft
19. Internationaler MTZ-Fachkongress Zukunftsantriebe
26.03.2025 – 27.03.2025 – Berlin, Deutschland
Im Focus
Wie verändert Elektrifizierung den
globalen Wettbewerb?
Dr. Norbert Alt
FEV Group GmbH, Deutschland
Dr. Markus Bollig
VDA, Deutschland
Dr. David Bothe
Frontier Economics Ltd., Deutschland
Lars Hentschel
Volkswagen AG, Deutschland
Marc Sens
IAV GmbH, Deutschland
Nicole Steiger
JSC Automotive GmbH, Deutschland
Impulsvortrag von Isabel Cademartori, Mitglied des Deutschen Bundestages
Gemeinsame Diskussion mit Fischbowl-Charakter mit den Keynote-Sprechern und dem Auditorium
Verleihung des Sustainability Awards in Automotive
Autor: Marc Ziegler
Nachricht der 19. MTZ-Fachtagung Elektrische Antriebe und Energiesysteme 2025
Fokus auf den elektrischen Antrieb
Die Teilnehmenden der MTZ-Fachtagung Elektrische Antriebe und Energiesysteme diskutieren über die relevanten Themenbereiche der Branchen. Auch die Politik kam zu Wort und stellte sich den Fragen des Plenums in der Podiumsdiskussion.
In seinen einleitenden Worten hob Prof. Peter Gutzmer, Herausgeber ATZ/MTZ und wissenschaftlicher Leiter der Tagung hervor, dass all jene, die sich früh der Elektromobilität verschrieben haben, bereits viele Senken durchschreiten mussten. Der Bestand und der Verkauf von BEV blieben weit hinter den Erwartungen und Vorgaben zurück, wofür sich einige Gründe finden ließen, darunter die hohen Kosten, der schleppende Ausbau der Infrastruktur und die uneinheitliche Bezahlstruktur an den Ladesäulen. Gutzmer ist dennoch sicher, dass bis Ende der Dekade die Akzeptanz für das elektrische Fahren deutlich wachsen werde, besonders wenn sich die technologische Bandbreite alternativer elektrifizierter Antriebsmöglichkeiten erhöhe. Ein technologischer Wettbewerb sei ihm zufolge hier entscheidend.
Herausforderung niedrige Temperaturen
Die Keynote-Session eröffnete Lars Hentschel, Leiter EAE von Volkswagen. Er thematisierte den Einfluss der Umgebungstemperaturen auf die Reichweite von BEVs beziehungsweise die Verringerung der Fahrreichweite durch niedrige Temperaturen. Die europäischen Temperaturen bewegen sich im Schnitt zwischen 23 und -7°C. Dabei erreichen BEVs bei 23 °C 100 % ihrer Reichweite, bei -7 °C reduziert sie sich aufgrund vieler Einzelfaktoren deutlich um effektiv etwa 20 bis 25 %. Allein die Temperatur macht dabei etwa 5 % aus. Physikalisch erhöhen sich die Luftwiderstände durch die höhere Dichte bei kalten Temperaturen um 11 %. Dazu kommen höhere Rollwiderstände von Winterreifen, die im Vergleich zu Sommerreifen aus Sicherheits- und Traktionsgründen 51 % höher sind. Ein weiterer Reichweitenverlust entsteht durch die Klimatisierung, die in etwa bei 13 % der Gesamtverluste liegen und damit ähnlich hoch sind, wie die Verluste, die temperaturunabhängig im gesamten Antriebsstrang entstehen. Schmierstoffe und deren Viskosität haben zwar nur einen relativ geringen Einfluss, allerdings sind auch diese temperaturabhängig. Insgesamt sind Klimatisierung und zusätzliche Komfortverbraucher sowie der erhöhte Rollwiderstand für 80 % der Reichweitenreduktion verantwortlich. Im Thermomanagement sieht Hentschel die bei weitem größten Reichweitenpotenziale, weshalb er hier auch die größten Entwicklungsanstrengungen verortet.
Ein Verbot von Verbrennungsmotoren ist kontraproduktiv
Den zweiten Vortrag des Tages hielt Dr. Norbert Alt, COO und Executive Vice President der FEV. Sein Beitrag trug den Titel "ICE-ban? Lösungen für heute, morgen und übermorgen?". Alt erinnerte direkt an den Umstand, dass das 1,5-°C-Ziel, dass 2020 vorgestellt wurde, bereits heute überschritten wurde. Eher scheinen wir uns mittlerweile auf 4 °C zuzubewegen, trotz der Maßnahmen, die bereits ergriffen wurden. Verschiedene Bereiche des Verkehrs könnten unterschiedlich stark elektrifiziert werden. Zudem wäre es laut Alt wünschenswert, mit einer verlängerten Frist ab 2045 ausschließlich klimaneutrale Kraftstoffe zu nutzen. Damit können viele Technologien, darunter verschiedene Hybrid- und E-Fahrzeuge ein ähnlich niedriges Klimaerwärmungspotenzial erreichen, ausschließen möchte Alt dabei lediglich den mit fossilen Kraftstoffen betriebenen Ottomotor. Tatsächlich sind die Mengen regenerativer flüssiger Kraftstoffe minimal, die Aufgabe, die benötigten Mengen herzustellen, also gigantisch groß. Daher sieht er das BEV als einzige relevante Option, auch mit einem erweiterten Ausblick bis 2045 und den verstärkten Einsatz von Hybridkonzepten wie PHEVs und, vom BEV aus gedachte, Range Extender Electric Vehicles (REEVs). Damit wäre ein Verbot von Verbrennungsmotoren mit Blick auf die notwendigen Hybride kontraproduktiv.
Entwicklungspotenzial SDV
Im dritten Keynote-Vortrag gab Marc Sens, Senior Vice President der IAV, einen Ausblick auf die Weiterentwicklung des Antriebs durch den Einsatz des Software Defined Vehicles (SDV). Dabei würden Funktionen, die man augenblicklich eher von Mobiltelefonen kennt, ins Fahrzeug einziehen, allen voran cloudbasierte Lösungen mit ständiger Verbindung und Kommunikation. Damit kann das Fahrzeug nicht nur ständig aktualisiert, sondern auch personalisiert werden. Auch sinkt die Gesamtanzahl der Steuergeräte im Fahrzeug enorm (Zonen-Architektur), die Rechenleistung jedes einzelnen steigt im Gegenzug. Ziel sei es, Effizienz und Haltbarkeit, Kundenzufriedenheit, Nachhaltigkeit und Sicherheit zu erhöhen. Besonders für etablierte Hersteller sind diese neue Struktur und Architektur schwer umzusetzen, neue Anbieter können sich direkt auf die Gegebenheiten einstellen. Probleme sind bei allen Freiheiten und Möglichkeiten die Cyber-Security und die Softwareentwicklung von Applikationen, besonders wenn diese von Drittanbietern zur Verfügung gestellt werden sollen. Die gesammelten Daten des Fahrzeugs, etwa über die Fahrweise, Batteriezustand und genutzte Komfortoptionen können dann, mittels eines digitalen Zwillings genutzt werden, um dem Fahrenden Empfehlungen zu geben, wie etwa die Batterielebensdauer erhöht werden könne. Sens sieht die größten Vorteile dann in der Überwachung des Bestands, um die Nachhaltigkeit und Langlebigkeit der Fahrzeuge zu erhöhen.
Im Dialog mit der Politik
Die Keynote-Session finalisierte Isabel Cademartori, Verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, die sich zurzeit in Koalitionsverhandlungen befindet. Da die Verhandlungen noch im Gange sind, konnte sie keine konkreten Aussagen zu möglichen Fördermaßnahmen oder Technologieverboten machen, ihr zufolge sei aber ein offener vertiefender Diskurs zwischen Politik, Wissenschaft und Industrie im technologischen Bereich dringend erforderlich und wünschenswert, um effektive CO2-Einsparungen zu ermöglichen. Dabei schloss sie auch Kaufanreize für batterieelektrische Fahrzeuge nicht aus, auch wenn BEVs etwa durch steuerliche Maßnahmen wie die verringerte Dienstwagenbesteuerung bereits intensiviert würden. Eine nachweislich CO2-senkende Technologie auszuschließen sei aber kein sinnvoller Ansatz. Eine besondere Herausforderung sah Cademartori im Aufbau der Ladeinfrastruktur, obwohl das Schnellladenetz entlang der Autobahnen durchaus schon groß genug sei, um zuverlässig zu funktionieren. Bei Lademöglichkeiten in Mehrfamilienhäusern sei aber im Mieterland Deutschland noch deutlicher Nachholbedarf zu erkennen.
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ATZ|MTZ und Arthur D. Little (ADL) vergaben auf dem ATZlive Kongress Elektrische Antriebe und Energiesysteme 2025 zum fünften Mal den Sustainability Award in Automotive. Insgesamt wurden acht Projekte ausgezeichnet, die nachhaltige und zukunftsorientierte Mobilitätslösungen repräsentieren.
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